Leibnizbögen

Umbaustudie für ein Wohn- und Geschäftshaus aus der Gründerzeit
2017

Mitarbeit: Leonard Kaupp, Bela Schwier, Simon Stahnke

Alt und Neu im Ensemble

Dem Altbau, dessen Erscheinung nach mehreren Umbauten nicht mehr dem Originalzustand entspricht, wird eine weitere Zeitschicht hinzugefügt. Die neuen Eingriffe sind für den interessierten Betrachter als zeitgenössische Interventionen lesbar, die auf den Bestand eingehen und ihre Themen aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen entwickeln.

Sichtbar werden die neuen Interventionen vor allem in Sockel und Dach. Als gemeinsames formales Motiv liegt ihnen das Prinzip des Kegelschnittes zugrunde, einer geometrischen Operation, die Ellipsen, Parabeln und Hyperbeln erzeugt. Deren Anwendung verbindet die neuen Eingriffe mit den bereits vorhandenen Rundungen im Altbau, die als Korbbögen, geschwungene Erker oder Wendeltreppen in Erscheinung treten.

Auf dem Dach scheinen zwei Reihen von Tonnendächern mit parabelförmigem Querschnitt sich gegenseitig zu durchdringen. Sie münden in große, traufständige Dachgauben, die das Haus längs der beiden Straßen bekrönen. In ihrer Dimension und Proportion verweisen diese Gauben auf die typischen Zwerchgiebel der Nachbarhäuser; sie werden hier jedoch durch Repetition zum strukturellen Motiv. Ihr Rhythmus bezieht sich auf die Befensterung der Regelgeschosse.

Die einprägsamen Deckenwölbungen inszenieren das Wohnen über den Dächern als eine besondere und privilegierte Form der Behausung. Das „Dach über dem Kopf“ ist hier keine Selbstverständlichkeit, sondern wird zum räumlichen Erlebnis. Die großen Öffnungen nach außen gewähren spektakuläre Blicke über die Dächer der Stadt. Dies führt zu einem dezidiert zeitgemäßen Wohngefühl, das eine Alternative zu den klassischen Raumfolgen in den Wohnungen der darunter gelegenen Etagen bietet.

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